Dolphin DOSFlinker Delfinvon Tim Schürmann(mit großem Dank an Jan Bubela) |
Das Diskettenlaufwerk des Commodore 64 stellte bereits bei seiner Veröffentlichung
nicht gerade Geschwindigkeitsrekorde auf. Drittanbieter erkannten die Marktlücke
und entwickelten in schneller Folge Hardwaresysteme, die dem wuchtigen
Gerät Beine machen sollten. Bei den ersten Modellen tauschte der Käufer
nur die Betriebssysteme des Computers und des Diskettenlaufwerks (engl.
Floppy) aus. Später folgten immer aufwendigere Konstruktionen, die
schließlich bei TurboTrans in einer kompletten Zwischenspeicherung
der Diskette in einem schnellen Puffer gipfelten.
Nachdem die serielle Übertragung für weitere Geschwindigkeitssteigerungen
nicht mehr ausreichte, führte Speeddos erstmals ein zehnadriges, paralleles
Kabel ein. Es verband den Userport des C64 direkt mit dem Ein- und Ausgabebaustein
6522 (auch VIA genannt) der Floppy. Auf diesem Kabel bauten die meisten
nachfolgenden Beschleunigungssysteme auf. Darunter so bekannte wie Rex
DOS, TurboAccess oder Professional DOS [28]. In diese Aufzählung reihte
sich auch Dolphin DOS ein. Entwickelt wurde es von Jan Bubela, der sich
für den Hardwareteil verantwortlich zeigte und dem Programmierer Günther
Jilg. Das Ergebnis ihrer Arbeit wurde zum ersten Mal im April 1986 in der
Zeitschrift 64'er erwähnt [19]. Den Verkauf übernahm Jan Bubela
im Eigenvertrieb, damals noch aus Frankfurt am Main. Die Kosten der ersten
Version für den C64 oder C128 mit 1541, bzw. den SX64 lagen anfänglich
bei 198 Mark. Eine zweite Floppy konnte für weitere 165 Mark (beim
SX64 175 Mark) mit Dolphin DOS ausgestattet werden. Der bereits erwähnte
64'er Artikel spricht auch von einem "Uprgade-Kit für Speeddos" für
165 Mark [19]. In Werbeanzeigen des Herstellers taucht diese Option allerdings
nicht auf. Der C128 konnte zunächst nur mit umgerüsteten 1541-Laufwerken
zusammen arbeiten [19]. Hierbei wurde ein zusätzliches EPROM für
30 Mark benötigt, das als Ersatz für das C128-Betriebssystem
diente.
Das mitgelieferte Handbuch, geschrieben von Günther Jilg, wurde
mehrfach in Vergleichstests als das Beste unter allen anderen Handbüchern
gelobt - z. B. in der Happy Computer, Ausgabe 7/89 als "verständlich
und ausführlich" [22].
Als ergänzende Programme konnten für jeweils 25 Mark der
Dateikopierer "Multi-Dub", geschrieben von Kurt Cotoaga und Michael Priske
und ein 25-Sekunden Backupprogramm namens "Dolphin-Copy", geschrieben von
Lutz Vieweg, erworben werden [2]. Nur kurze Zeit später wurden Sie
dem Beschleuniger kostenlos beigelegt.
Etwas Hintergrundwissen |
Eine Diskette unterteilen die Laufwerke des Commodore 64 in logische
Bereiche. Zunächst werden Ringe gebildet, die von außen nach
innen durchnummeriert werden. Dies sind die Tracks (auf Deutsch Spuren).
Jeder Track wird in einzelne Sektoren zerteilt - ähnlich den Kuchenstücken
einer Torte. In den Sektoren werden die einzelnen Nutzdaten als Folge wechselnder
Magnetisierungen auf der Magnetfolie der Diskette abgelegt.
Der Schreib-/Lesekopf kann nur Folgen von Nullen und Einsen schreiben und lesen (je nach Magnetisierung der Diskette). Um heraus zu finden, wo Sektoren beginnen und enden, wird eine spezielle Folge von Nullen und Einsen als Kennung aufgebracht. Diese Folge darf aber nicht mehr in den Nutzdaten auftauchen - ansonsten würde das Laufwerk denken, dass ein neuer Sektor beginnt. Als Lösung hat man bei Commodore auf die so genannte GCR-Kodierung gesetzt. Dabei werden vier Bit Nutzdaten in fünf Bit kodiert. Dies bedeutet aber auch, dass die gelesenen Daten vor einer Übertragung zum C64 dekodiert, bzw. vor dem Abspeichern in das GCR-Format kodiert werden müssen. |
Mehrwert |
Gegenüber dem originalen Betriebssystem des C64 brachte Dolphin
DOS folgende Ergänzungen mit:
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Interview mit Jan Bubela |
Wann begann 1985 die Entwicklung? Was war die Motivation, bzw. wie
kam die Idee? Wie lernten sich die Entwickler kennen?
Wir (Günther Jilg, Michael Priske, Ralf Köhler und ich (sowie einige andere) waren eine Gruppe von C64-Begeisterten, die sich ab 1984 regelmäßig zum Informationsaustausch - meist in Günthers Wohnung in Frankfurt - trafen. Immer wieder grübelten wir darüber nach, wie man die Datenübertragung zwischen C64 und Floppy beschleunigen konnten. Günther kam schließlich dahinter, wenn er einen kompletten Datentrack während einer Umdrehung des Diskettenlaufwerks einlesen könnte, würde man dadurch fantastische Steigerungen erreichen. Damit war der Grundgedanke geboren - nun musste es hardwaremäßig realisiert werden. Da machte ich mich ans Werk und entwickelte eine Platine, auf der ein 8KB großer RAM-Baustein sowie ein 32 KB EPROM seinen Platz finden konnte, damit Günther Platz zum programmieren hatte. Übrigens: wir wollten von Anfang an eine kostengünstige Hardware haben, die keine unnötigen Anforderungen an die ohnehin heiße 1541 stellt, wie z.B. das Prologic DOS, welches eine Taktung mit 2 MHz benutzte. Dadurch waren Günthers Programmiertricks gefordert und nach einigen Monaten kam dann tatsächlich das Resultat ans Licht. Wann erschien die erste Dolphin DOS-Version? Im Januar 1986?
Worin bestand der Unterschied zur Folgeversion Dolphin DOS 2.0?
Warum wurde die Firma mehrfach umbenannt?
Gab es Upgrade-Kits?
Wie groß oder massiv war der Ärger durch Raubkopierer?
Ist der (monetäre) Schaden durch Raubkopierer abschätzbar?
In einer Newsgroup taucht einmal ein Dolphin DOS Pro und Dolphin DOS
Plus auf. Was hat es damit auf sich?
Wann war das Ende für Dolphin DOS und warum kam es?
Wie viele Exemplare wurden insgesamt verkauft?
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Infos |
[1] 64'er Sonderheft 25, Markt und Technik-Verlag, 1987
[2] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 7/86, Seite 113 [3] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 9/86, Seite 122 [4] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 12/86, Seite 126 [5] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 4/87, Seite 91 [6] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 11/87, Seite 145 [7] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 12/87, Seite 149 [8] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 1/88, Seite 147 [9] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 3/88, Seite 122 [10] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 4/88, Seite 140 [11] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 12/88, Seite 132 [12] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 10/88, Seite 132 [13] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 3/89, Seite 137 [14] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 5/89, Seite 107 [15] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 11/89, Seite 109 [16] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 01/90, Seite 113 [17] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 09/90, Seite 83 [18] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 03/91 [19] 64'er, Ausgabe 5/86, Seite 12, Markt und Technik Verlag [20] 64'er, Ausgabe 6/88, Seite 30ff, Markt und Technik Verlag [21] 64'er, Ausgabe 11/91, Seite 14ff, Markt und Technik Verlag [22] Happy Computer, 7/89, Seite 32ff, Markt und Technik Verlag [23] Handbuch von Dolphin DOS 2.0 in der englischen Fassung: http://project64.c64.org/hw/dolphindos.txt [24] Quickmanual von Dolphin DOS 3.0: http://www.softwolves.pp.se/idoc/ [25] Nicolas Weltes Hardwareprojekte (darunter das 6502 RAMROM): http://x1541.de [26] StarCommander, ein Programm zur Datenübertragung zwischen PC und 1541-Laufwerk: http://sta.c64.org [27] Wolfgang Mosers (Test-)Bericht zum 6502 RAM/ROM: http://d81.de [28] Tim Schürmann: Professional DOS - Das System http://www.tim-schuermann.de/c64/de/2002/profdos1.html |
Version 1, veröffentlicht am 23.12.2003
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