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Dolphin DOS

Dolphin DOS 2.0 - und es läuft und läuft und läuft...

von Tim Schürmann 
(mit großem Dank an Jan Bubela, sowie Nicolas Welte und Wolfgang Moser)

Dolphin DOS gehört zu den wenigen Beschleunigungssystemen, die auch heute noch verwendet werden können. Dieser Artikel zeigt zwei Möglichkeiten auf, mit denen sich Dolphin DOS 2.0 wiederbeleben lässt.

Die enorme Geschwindigkeitssteigerung erzielt Dolphin DOS 2.0 durch den Einsatz eines Parallelkabels und einer RAM-Erweiterung. In letzter puffert das System einen ganzen gelesenen Track. Des weiteren besteht es aus zwei veränderten Betriebssystemen - jeweils eines für den C64 und die Floppy.
Um Dolphin DOS heute betreiben zu können, benötigen Sie zunächst eine gültige Lizenz der Betriebssysteme. Wer ein originales Dolphin DOS vorliegen hat, findet diese Software in den EPROM-Bausteinen. Diese ROMs müssen ausgelesen und ihr Inhalt anschließend als Datei gespeichert werden. Hierzu kann man z. B. einen EPROM-Brenner heranziehen.
Liegen die Betriebssysteme als Dateien vor, bleiben zwei Optionen. Wer gerne mit Emulatoren am PC arbeitet, kann Dolphin DOS dort betreiben. Die andere Möglichkeit besteht in einer Zweckentfremdung des "6502 RAM/ROM" von Nicolas Welte. Damit erwecken Sie Dolphin DOS 2.0 in einem realen C64-System wieder zum Leben.

Betrieb in Emulatoren

Die beiden größten C64-Emulatoren CCS64 [28] und VICE [29] unterstützen in ihren aktuellen Versionen Parallelkabel nebst RAM-Erweiterungen für mindestens ein Laufwerk. Somit bieten sie die besten Voraussetzungen für einen Dolphin DOS 2.0 Einsatz. Der Nachfolger Dolphin DOS 3.0 läuft allerdings nicht, da dieses System eine spezielle Hardware voraussetzt (vgl. Artikel "Flinker Delfin").
Um die Version 2.0 unter den Emulatoren installieren zu können, benötigen Sie zunächst eine Kopie des Dolphin DOS Betriebssystem-ROM (Kernal-ROM), sowie den Inhalt des EPROMs der Floppy-Platine (das Floppy-ROM). Beide müssen als einzelne Dateien auf dem PC vorliegen, wobei keine Startadresse vorhanden sein darf (es dürfen also keine .prg-Datei sein).
Unter CCS64 2.0BETA kopieren Sie das Floppy-ROM über die Datei "c1541.rom" und den Kernal über die Datei "kernal.rom". Mehr ist nicht notwendig. CCS64 übernimmt den Rest selbst, bzw. ist bereits schon korrekt voreingestellt.
In VICE 1.13 ist das Vorgehen etwas komplizierter. Starten Sie zunächst die C64-Komponente "x64". In den Einstellungen aktivieren Sie nun "True Drive Emulation" und bei den Laufwerkseinstellungen das Parallelkabel. Weiterhin benötigt Dolphin DOS 2.0 eine Speichererweiterung bei $8000. Speichern Sie die Konfiguration ab und verlassen Sie den Emulator. Kopieren Sie nun den Kernal in die Datei "kernal" (ohne Endung). Sie befindet sich im Unterverzeichnis "c64" ihres VICE-Verzeichnisses. Das Floppy-ROM kopieren Sie in die Datei "dos1541" (ebenfalls ohne Endung). Sie ist im Verzeichnis "drives" anzutreffen. Einige VICE-Versionen erlauben auch die Auswahl von alternativen ROMs. In diesem Fall sollten Sie die genannten ROM-Dateien nicht ersetzen. Binden Sie statt dessen über die entsprechenden Menüpunkte die Dolphin DOS ROMs ein. Nach einem Neustart des emulierten Computers steht der Beschleuniger zur Verfügung.
Beachten Sie bitte, dass Sie unter VICE keinesfalls die True Drive Emulation abschalten dürfen. Des weiteren arbeitet Dolphin DOS nicht mit der "Autostart"-Funktion zusammen. Beides führt beim Diskettenzugriff zu einem Absturz des emulierten Rechners.

6502 RAMROM

Wer über eine gültige Dolphin DOS 2.0 Lizenz verfügt, kann das System auch ohne Originalhardware in einer realen C64-Umgebung betreiben. Besitzer einer defekten Dolphin DOS-Platine können also aufatmen. Möglich macht dies, das von Nicolas Welte entwickelte 6502 RAM/ROM. Ursprünglich war es unter dem Namen "PETRAM" nur als Speichererweiterung für Commodore PET Computer gedacht. Während der Entwicklung kristallisierte sich heraus, dass ein Einsatz als RAM-Erweiterung auch in anderen Bereichen möglich ist.
Das 6502 RAM/ROM besteht im wesentlichen aus einem 32KByte großen RAM-Baustein, einem FlashROM-Speicher für Betriebssysteme und etwas Steuerungselektronik. Flash-Speicher haben im Gegensatz zu den sonst üblich verwendeten EPROMs den Vorteil, dass sie sich per Software und somit ohne zusätzliche (Brenner-)Hardware beschreiben lassen. Der Aufbau, sowie Platinen- und Chipinformationen finden Sie auf Nicolas Weltes Hompage [25]. Um das 6502 RAM/ROM in der 1541 betreiben zu können, ist ein speziell angepasstes, so genanntes GAL notwendig. Alle notwendigen Informationen hierzu finden Sie ebenfalls auf [25].
Nach Erhalt oder Fertigstellung der Platine, wird der Prozessor der 1541 auf den freien Steckplatz gesetzt und das 6502 RAM/ROM anschließend in den nun freien Prozessorsockel gesteckt. Bitte vergessen Sie nicht, dass Sie zusätzlich noch ein Parallelkabel benötigen (vgl. Artikel "Flinker Delfin"). Eine Anleitung für den Bau eines solchen Kabels finden Sie unter [30]. Sollte der 6522-Chip durch die 6502 RAM/ROM-Platine verbaut sein, hilft es, die Platine im Prozessorsockel mit weiteren Sockeln (40-Pin) etwas zu "erhöhen". Da unter Umständen auf diese Weise der Gehäusedeckel nicht mehr passt, kann alternativ der Bau eines speziellen, flacheren Parallelkabels Abhilfe schaffen [27].
Die Platine ist als RAM-Erweiterung konzipiert und somit eigentlich kein Dolphin DOS-Ersatz. Sie müssen daher die ROMs von Dolphin DOS 2.0 als Dateien auf einer C64-Diskette vorliegen haben. Mit einer speziellen Flash-Software (in diesem Fall "Flash64") wird das ROM in den Flash-Speicher übertragen. Nicolas Welte stellt dieses Programm kostenlos auf seiner Homepage zur Verfügung [25]. "Flash64" muss zunächst auf eine C64 Diskette übertragen (z. B. per StarCommander [26]) und auf dem realen C64 geladen und gestartet werden. Auf der Internetseite finden Sie ein Beispiel mit den korrekten Parametereinstellungen für das Einspielen von Dolphin DOS 2.0: Stellen Sie die Adresse auf $A000, mirror auf "off" und das Format entweder auf "bin" oder "prg" (je nachdem, in welchem Dateiformat die ROMs vorliegen; üblicherweise "bin"). Zum Beschreiben müssen einige der DIP-Schalter in korrekter Position stehen ("1" auf "on" , "6" und "7" gemäß der Bank, in die Dolphin DOS geschrieben werden soll). Die genaue Belegung ist auf der 6502 RAM/ROM Homepage zu finden. Beachten Sie auch die dortigen (Warn-)Hinweise und vergessen Sie nicht, den Schalter "1" nach dem Schreibvorgang wieder auf "off" zu stellen. Für den Betrieb erwartet Dolphin DOS 2.0 den Speicher an Adresse $8000 und das ROM ab Adresse $A000 (DIP-Schalter "3" auf "on" und "4" auf "off").

Mehrere in einem

Das FlashROM ist groß genug, um gleich mehrere Betriebssysteme aufzunehmen. Sofern Sie diese Eigenschaft nutzen möchten, gibt es im Zusammenhang mit Dolphin DOS 2.0 ein paar Dinge zu beachten. Das von Dolphin DOS 2.0 verwendete RAM reicht von $8000 bis $9FFF. Dies bedeutet, dass das FlashROM dort nicht adressiert werden kann. Ein weiteres Problem hängt mit dem Schreibmodus des Flash-Speichers zusammen: Versucht Dolphin DOS während des Schreibvorganges auf den Speicher zuzugreifen, wird dies automatisch blockiert - was letztendlich zu einem Absturz oder einem undefiniertem Verhalten führt. Um diese Nachteile zu umgehen, existiert eine inoffizielle, angepasste Version von Dolphin DOS 2.0 unter dem Namen "Dolphin DOS 2-6", die das RAM ab Position $6000 verwendet. Mit ihm kann wieder eine komplette 32 KByte-Bank des FlashROMs beschrieben werden. Leider funktioniert das Kopierprogramm "Dolphin Copy" mit dieser Lösung nicht mehr, da es fest auf die Originalbelegung von Dolphin DOS angewiesen ist [27].
Bitte beachten Sie, dass Dolphin DOS 3.0 nicht mit dem 6502 RAM/ROM zusammenarbeitet, da diese Variante spezielle Hardware voraussetzt (siehe Artikel "Flinker Delfin"). Versuche zeigen zwar, dass sich Dolphin DOS 3.0 einspielen und betreiben lässt, die schnellen Übertragungsroutinen liegen dann aber brach.

Die C64-Seite

Für den Betrieb im C64 müssen Sie sich entweder ein eigenes EPROM mit dem Dolphin DOS-Kernal brennen (sofern nicht schon vorhanden) oder Sie greifen auf den Flash/EPROM Adpater zurück. Dank ihm können auch Flash-Speicherchips den Kernal aufnehmen. Schöpfer dieses kleinen Adapterwunders ist wieder Nicolas Welte [25]. Sofern Sie in seinem Adapter ein FlashROM einsetzen, lässt sich dieses übrigens per 6502 RAM/ROM mit dem neuen Kernal beschreiben. Eine Anleitung hierzu finden Sie auf der Seite der Flash-Software.

Fazit

In meinen eigenen Tests, sowie in Tests unter [27], arbeitete das Gespann aus 6502 RAM/ROM und Flash/EPROM Adapter unter Dolphin DOS 2.0 einwandfrei und bislang ohne jegliche Probleme. Lediglich die im ursprünglichen Dolphin DOS einbauten Kabel zum hardwaremäßigen Deaktivieren des Beschleunigungssystems vermisst man bei dieser Lösung.

Infos 
[1] 64'er Sonderheft 25, Markt und Technik-Verlag, 1987
[2] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 7/86, Seite 113
[3] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 9/86, Seite 122
[4] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 12/86, Seite 126
[5] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 4/87, Seite 91
[6] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 11/87, Seite 145
[7] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 12/87, Seite 149
[8] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 1/88, Seite 147
[9] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 3/88, Seite 122
[10] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 4/88, Seite 140
[11] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 12/88, Seite 132
[12] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 10/88, Seite 132
[13] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 3/89, Seite 137
[14] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 5/89, Seite 107
[15] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 11/89, Seite 109
[16] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 01/90, Seite 113
[17] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 09/90, Seite 83
[18] Anzeige in der Zeitschrift 64'er, Ausgabe 03/91
[19] 64'er, Ausgabe 5/86, Seite 12, Markt und Technik Verlag
[20] 64'er, Ausgabe 6/88, Seite 30ff, Markt und Technik Verlag
[21] 64'er, Ausgabe 11/91, Seite 14ff, Markt und Technik Verlag
[22] Happy Computer, 7/89, Seite 32ff, Markt und Technik Verlag
[23] Handbuch von Dolphin DOS 2.0 in der englischen Fassung: http://project64.c64.org/hw/dolphindos.txt
[24] Quickmanual von Dolphin DOS 3.0: http://www.softwolves.pp.se/idoc/
[25] Nicolas Weltes Hardwareprojekte (darunter das 6502 RAMROM): http://x1541.de
[26] StarCommander, ein Programm zur Datenübertragung zwischen PC und 1541-Laufwerk: http://sta.c64.org
[27] Wolfgang Mosers (Test-)Bericht zum 6502 RAM/ROM: http://d81.de
[28] Homepage des Emulators CCS64: http://www.computerbrains.com/ccs64
[29] Homepage des Emulators VICE: http://viceteam.bei.t-online.de
[30] Anleitung zum Bau eines Parallelkabels: http://sta.c64.org/cbmpar.html

Version 1, veröffentlicht am 23.12.2003


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